„Turbulente Zeiten – durchhalten zahlt sich aus!“

Drei große Themen in dieser besonderen Zeit beschäftigen auch die Anleger: Wie werden sich US-Wahl, Brexit und die anhaltende Pandemie auf die Kapitalmärkte auswirken?Antworten darauf gibt Stefan Amenda, Leiter Multi Asset der MEAG.

Herr Amenda, die spannende US-Wahl ist entschieden: Der demokratische Herausforderer Joe Biden übernimmt die Präsidentschaft in den Vereinigten Staaten. Was wird sich aus Ihrer Sicht dadurch für die Anleger ändern?

Die große „Wahl-Show“ in den vergangenen Wochen war insbesondere für die US-Amerikaner, aber auch für uns in Europa spannend bis zum Ende. Und das Ergebnis weitaus enger, als wir es erwartet hätten! Für Anleger, die ihre Investments langfristig ausgerichtet haben, spielt der Wahlausgang jedoch kaum eine Rolle. Denn schaut man genauer hin, findet man in vielen wirtschaftlich relevanten Fragen gar keine so großen Unterschiede zwischen Demokraten und Republikanern.

Mit Blick auf die Kapitalmärkte bedeutet das: Infrastruktur bleibt ein großes Thema. Mit Trumps Abwahl werden Öl und Gas künftig vermutlich eine geringere Bedeutung haben. Für Anleger mit langem Atem gilt unverändert: Die USA sind und bleiben ein wichtiger Kapitalmarkt! Langfristig sehen wir hier weiterhin eine gute Entwicklung. Davon profitieren auch die Anleger – mit den ERGO Vermögensmanagement-Fonds.

Zurück nach Europa. Die Verhandlungen zum Brexit sind zäh – Ausgang unbekannt. Wie könnte die Beziehung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich künftig aussehen? Rechnen Sie mit einem vernünftigen Ergebnis für alle Partner?

Aus dem Blickwinkel der Kapitalmärkte scheint diese Frage zunehmend an Bedeutung zu verlieren. An deren Stelle rücken andere, viel wichtigere Fragen: Gelingt es Großbritannien, die Pandemie einzudämmen? Werden die Zentral-banken auch weiterhin alles Erforderliche tun, um einen harten Konjunktureinbruch zu verhindern?
Zumindest darüber scheinen sich die führenden Zentralbanken einig zu sein.

Was die Auswirkungen des Brexit auf die EU angeht: Die betroffenen Unternehmen sind mittlerweile gut vorbereitet. Die Folgen für die Wirtschaft dürften sich also in Grenzen halten. Anders sieht es mit Blick auf Europas Stellung in der Welt und die gemeinsamen Interessen aus. Für gemeinsame verteidigungspolitische Interessen, für eine gemeinsame Migrationspolitik und für geopolitische Herausforderungen wie den Klimaschutz. Dass einzelne europäische Staaten den Alleingang vorziehen, werte ich als schlechtes Signal.

Infrastruktur bleibt ein großes Thema. Mit Trumps Abwahl werden Öl und Gas künftig vermutlich eine geringere Bedeutung haben.

Stefan Amenda, Head of Multi Asset

Corona hält die Welt weiterhin in Atem. Gleich mehrere Impfstoffe rücken in greifbare Nähe. Halten Sie die Erleichterung darüber und die Euphorie an den Kapitalmärkten für gerechtfertigt?

Dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es einen aussichtsreichen Impfstoff geben würde, war naheliegend. Das hat sich in den letzten Wochen abgezeichnet. Dass ein Ende der Pandemie in Sicht ist, lässt sich auch am Börsengeschehen ablesen. Seit der Ankündigung sind die Aktienkurse deutlich gestiegen und in etwa auf diesem Niveau geblieben. Die Märkte sehen durch das schwierige vierte Quartal hindurch und nehmen die künftige Besserung vorweg.

Die Ankündigung, den ersehnten Impfstoff bald zulassen zu können, darf sicherlich als Erfolg gewertet werden. Wir alle sehnen uns, besonders jetzt, während des erneuten Lockdowns, nach einem Stück „Normalität“. Der politische Druck und das wirtschaftliche Interesse an einem Impfstoff sind immens. Aber dennoch: Wir sollten nicht zu früh feiern! Auch wenn die Aussicht, bald flächendeckend impfen zu können, verlockend ist – von unseren Ansprüchen an Wirksamkeit und Unbedenklichkeit eines Impfstoffes dürfen wir nicht abweichen.

Jeder Impfstoff muss mit der erforderlichen Sorgfalt und Zuverlässigkeit geprüft werden. Selbst wenn das Zeit kostet. Hier sollten die gesundheitlichen Interessen über allen anderen stehen. Deswegen lautet meine Prognose: Die Pandemie wird uns auch im nächsten Jahr beschäftigen. Dank der vielfältigen staatlichen Anstrengungen, die wirtschaftlichen Folgen zu begrenzen, werden wir ganz gut durch diese turbulente Zeit kommen. Auch die Anleger! So gilt für uns alle: durchhalten und gesund bleiben!