Kunst in der MEAG

Kunst beeinflusst unsere Wahrnehmung. Sie regt zum Nachdenken an und fördert damit Kreativität. In diesem Bewusstsein setzt die MEAG an ihrem Hauptsitz am Münchner Tor künstlerische Akzente. Viel Spaß beim Rundgang durch die Kunstwerke!

Roland Fischer

geboren 1958 in Saarbrücken, lebt und arbeitet in München

Intersection, 2020 Fotoglas, Licht, Metall, Beton 4 x 13 x 4 Meter
Vor dem Geschäftsgebäude der MEAG steht ein Kubus, dessen gläserne Hülle von abstrakten Motiven geprägt ist. Es lohnt sich, ihn zu umrunden und die unterschiedlichen Fassaden zu erforschen.

Der Künstler Roland Fischer entwickelte seine vormals durchsichtige gläserne Hülle auf Basis seines bisherigen Konzeptes weiter. Die graphischen Details, die sich auf Fotografien seiner Serie „Façades“ beziehen – visuelle Extrakte aus Hochhausfassaden der großen Metropolen unserer Welt - schließen nun farbige Oberflächen mit ein. Der neu gestaltete Kubus im See verleiht durch seine Vielfalt an Mustern und Farben dem eher zurückhaltenden urbanen Umfeld eine lebendige und markante Präsenz. Der Titel „Intersection“ verweist nach Aussage des Künstlers „subtil auf den demokratischen Aspekt der Globalisierung, dessen Überleben durch aktuelle politische Entwicklungen mehr und mehr gefährdet erscheint“.

Roland Fischer, Intersection, 2020

Roland Fischer, Intersection, 2020

Paul Morrison

geboren 1966 in Liverpool, lebt und arbeitet in London

Radius/Night, 2001 Acryl, circa 4 x 15 und 3 x 15 Meter
Betritt man das Foyer der MEAG, wird man von einer Landschaft an der Wand hinter dem Empfangstresen begrüßt. Lässt man seinen Blick auf ihr ruhen, beginnt sie sogleich zu wogen: Äste, kleine Bäume und überdimensionale Blüten und Blätter greifen ineinander und verteilen sich über zwei Ebenen auf 15 Metern Länge.

Das Hauptthema der künstlerischen Arbeit von Paul Morrison sind Pflanzen. Die häufig überdimensionalen, floralen Formen sind in Schwarz und Weiß gehalten. Mit ihren scharfen Konturen erinnern sie an die alte Tradition des Scherenschnitts oder auch an die Flächigkeit von Holzschnitten. Morrisons Naturdarstellungen folgen keiner stringenten Perspektive. Großes ist klein und Kleines ist groß. Blüten werden in die Länge gezogen, verzerrt und gedehnt, dann wieder zu grafischen Zeichen komprimiert. Natur mutiert zum Ornament, zum zeichnerischen Strichcode. Morrisons Spiel mit Proportionen, Perspektiven und Abstraktionsgraden ist wie ein poetisches Lehrstück für ein anderes Sehen.

Paul Morrison, Radius/Night, 2001

Matti Braun

geboren 1968 in Berlin, lebt und arbeitet in Köln

Ohne Titel, 1995 / 2000 Glasverstärktes Polyester
Im Aufenthaltsbereich des Foyers lenken bunte, weich gerundete und futuristisch wirkende Sitzskulpturen des Künstlers Matti Braun den Blick auf sich. Brauns künstlerisches Schaffen konzentriert sich auf kulturhistorische und politische Fragestellungen. Dabei spielen die symbolische Bedeutung der Dinge und der kulturelle Zusammenhang, aus dem sie stammen, eine besondere Rolle. Bevorzugt setzt sich der Künstler mit dem Thema Design auseinander, allerdings ohne die Absicht, nur gefällige Gebrauchsgegenstände zu entwerfen.

Es geht ihm vielmehr darum, gegensätzliche kulturelle und künstlerische Zeitzeugnisse zusammenzuführen und miteinander zu konfrontieren. So zitieren seine Möbel das finnische Pop-Design der Sechzigerjahre und erinnern an die kugel- und pillenförmigen Möbel des Designers Eero Aarnio. Seine Arbeiten erscheinen in einer funktionalen Umgebung fremd und wirken dadurch wie Skulpturen. Und doch sind sie Gebrauchsgegenstände, die nicht als Museumsstücke, sondern als Sitzmöbel benutzt werden können.

Matti Braun, Ohne Titel, 1995 / 2000

Brigitte Kowanz

geboren 1957 in Wien, lebt und arbeitet in Wien

Reflection, 2003 Licht, Reflektionsbeschichtung, Lack, circa 3 x 24 Meter
Brigitte Kowanz künstlerisches Werk kreist um das Licht. Licht in Form leuchtender Farbkleckse, als neonleuchtende Schriftzüge oder auch als flüchtige Licht-Schattenspiele. Für die österreichische Künstlerin und Professorin für Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien, ist Licht nicht nur Medium und Material, sondern in seiner physikalischen und metaphysischen Dimension auch Gegenstand ihrer Überlegungen.

In „Reflection“ arbeitet Brigitte Kowanz mit der Reflexion von Licht. Sie bespannte zwei Wände im Casino am Münchner Tor mit hoch reflektierendem textilen Material, welches das einfallende Licht in seine Spektralfarben zerlegt. Um das Spiel des Lichts zu gestalten, trug sie zusätzlich eine dünne Malschicht auf, die wiederum neue Farbbrechungen entstehen lässt. Streiflicht mischt sich mit artifiziellem und natürlichem Licht und mit dem Kunstlicht spezieller, mit Leuchtstoffröhren ausgestatteter Stelen. Für Bruchteile von Sekunden bilden sich Lichtmuster, die, kaum geformt, sich wieder auflösen, um gleich in anderer Gestalt neu zu entstehen.

Brigitte Kowanz, Reflection, 2003

Sabine Hornig

geboren 1964 in Pforzheim, lebt und arbeitet in Berlin

Fenster zur Allee, 2002 / 2019 Keramischer Schmelzdruck hinter Glas
Sabine Hornig, deren großformatige Fotografie die MEAG 2019 im Foyer am Münchner Tor installierte, zählt zu den international gefragtesten deutschen Künstlerinnen ihrer Generation, ihre Werke wurden bereits im Museum of Modern Art, New York, in der Pinakothek der Moderne, München, im Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam, und in Einzelausstellungen internationaler Galerien präsentiert.

Das Werk Sabine Hornigs bewegt sich zwischen Fotografie, Skulptur und Installation und geht somit nicht nur im Hinblick auf die Kunstgattung formal über ein Medium hinaus, sondern eröffnet auch hinsichtlich Wahrnehmung und Perspektive eine weitere Dimension.

Die speziell für die MEAG aus der Werkreihe Fenster ausgesuchte und auf Glas gedruckte Arbeit wurde im keramischen Schmelzdruckverfahren von der traditionsreichen Mayerschen Hofkunstanstalt aus München auf Glas hergestellt. Sie zeigt einen großen Raum mit hellen Fenstern und eine Treppe, die zu einer offenen Galerie führt. Der unmöblierte Raum scheint Teil eines leerstehenden Gebäudes zu sein. Die Arbeit „Fenster zur Allee“ suggeriert den Blick durch ein Fenster, das sich zu einem anderen Raum öffnet.

Die Künstlerin entwickelt fotografische Objekte, deren Motive Fensterfassaden zeigen, die sowohl den Blick auf das Dahinterliegende freilegen, als auch die äußere Umgebung widerspiegeln. Der Betrachter erhält einerseits einen Blick auf das, was hinter der Glasscheibe liegt: Je nach Ort sind immerzu menschenleere Räume, Flure, Treppenhäuser oder Hallen zu sehen. Dieser Innenraum trifft im Rahmen der Fotografie auf den Außenraum. Versuchen Fotografen in der Regel Spiegelungen zu vermeiden, so setzt Hornig die Reflektionen bewusst als künstlerisches Mittel ein.

Fenster zur Allee, 2002 / 2019 Keramischer Schmelzdruck hinter Glas @ Sabine Hornig und VG Bild- Kunst, Bonn 2019 Courtesy die Künstlerin und Galerie Barbara Gross, München